Bücher sind Brücken

"Ein Streifzug durch 300 Jahre Bauingenieurliteratur"

von Klaus Stiglat



Die Geschichte der Fachliteratur zum Bauwesen beginnt nur wenige Jahre nach der Erfindung des Buchdrucks (um 1450) durch Johannes Gutenberg. Wahrscheinlich war das Bauwesen eines der ersten Fachgebiete überhaupt, dessen Kenntnisse und Arbeitsweisen durch gedruckte Bücher vermittelt wurden.

Klaus Stiglat, der Autor dieses Buches, ist ein in der Fachwelt bekannter und höchst geschätzter Bauingenieur und Statiker. Im Jahr 1932 in Insterburg bei Königsberg (heute Russland) geboren, studierte er ab 1952 an der TH Karlsruhe Bauingenieurwesen. Nach erfolgreichem Abschluss blieb er zunächst an der Hochschule und arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Baustatik. Einige Jahre nach der Promotion (1960), gründete er mit drei Berufskollegen das Büro "Ingenieurgruppe Bauen" in Karlsruhe. 1968 qualifizierte er sich zum Prüfingenieur für Statik und war in dieser Eigenschaft u.a. an vielen Brückenprojekten direkt beteiligt.

Im Laufe seines Berufslebens hat Stiglat mehrere Bücher geschrieben und zahlreiche Fachbeiträge in Zeitschriften wie "Stahlbau" oder "Beton- und Stahlbau" veröffentlicht. In einer Zeit, in der das 'Ebook' immer populärer wird, ist er noch ein bekennender Verfechter des haptischen Literaturerlebnisses, also ein klassischer Buchliebhaber. Diese Eigenschaft brachte es mit sich, dass er im Laufe seines Berufslebens eine umfangreiche private Fachbibliothek aufgebaut hat, der er regelmäßig Neuerwerbungen hinzufügte. Da seinem Umfeld die Buchleidenschaft nicht verborgen blieb, wurde die Sammlung auch immer wieder durch Geschenke zu persönlichen oder beruflichen Anlässen aufgestockt. Einen sowohl qualitativ als auch quantitativ bedeutenden Zuwachs erhielt die Bibliothek durch den Erwerb der Fachbücher aus dem Nachlass von Fritz Leonhardt, einem der bekanntesten deutschen Bauingenieure. Nach dessen Tod im Jahre 1999 drohte seine Büchersammlung ins Ausland verkauft zu werden, was Klaus Stiglat verhindern konnte.

Der Anlass für das nun erschienene Werk ist die Übergabe der inzwischen auf 1500 Exemplare angewachsenen Privatbibliothek an das Südwestdeutsche Archiv für Architektur und Ingenieurbau (saai) in Karlsruhe. Schon durch den Titel des Buches wird deutlich, dass der Brückenbau in der Sammlung besonderen Raum einnimmt, denn immerhin etwa ein Drittel der Bibliothek behandelt dieses Fachgebiet. Neben den wertvollen und teilweise schwergewichtigen Büchern hat Stiglat aber auch viele eher unbekannte 'Kostbarkeiten' aufbewahrt. Dazu gehören Werbebroschüren renommierter Baufirmen, die damit entweder ein verwirklichtes Prestigeprojekt bekannt machten, oder eine bestimmte Sparte ihres Unternehmens vorstellten. Solche Veröffentlichungen gehören heute einer vergangenen Epoche an, denn praktisch alle Baufirmen haben diese Form der Öffentlichkeitsarbeit aus Kostengründen eingestellt.

Die Sammlung enthält auch eine Ausgabe der
"Architectura" (Druck aus dem Jahr 1637)
von Marcus Vitruvius Pollio

Die Trennung von seinen geliebten Büchern nutzt Stiglat zu einer Rückschau auf über 300 Jahre gedruckte Literatur zum Bauingenieurwesen. Wie er selbst bekennt, fiel es ihm nicht ganz leicht sich von manchem seiner 'Schätze' zu trennen und an einigen Stellen des Buches ist die damit verbundene Wehmut spürbar. Dies betrifft mit Sicherheit nicht nur die in diesem Zusammenhang namentlich erwähnten Werbebroschüren der Firma Sager & Wörner, sondern auch einige der populärsten Bücher des Fachgebietes, wie z.B. Vitruvs Architectura, Perronets Werk über den Bau des Pont de Neuilly (1782), "Brücken für die Ewigkeit" (1957) von David B. Steinman über das Leben Johann August Röblings und den Bau der Brooklyn Bridge, sowie "Memoires sur les Ponts suspendus" von Claude Navier (1823), und viele weitere Werke.

Das älteste Buch der Sammlung ist "Architectura von Vestungen..." von Daniel Speckle (oder Specklin), das erstmalig 1589 in Straßburg erschien, während das jüngste Buch erst aus dem Jahr 2015 stammt. Genau genommen spannt sich der Bogen also sogar über mehr als 400 Jahre Literaturgeschichte.

Im ersten Teil seines Buches verknüpft Stiglat einen Abriss der Geschichte des Bauwesens mit Bezügen zur wichtigsten Fachliteratur der jeweiligen Epoche. Der zweite Teil, bzw. der umfangreiche Anhang, besteht aus einer Auflistung aller an das Archiv übergebenen Bücher, Broschüren und sonstigen Druckerzeugnisse, in tabellarischer Form. Sortiert nach ihrem Erscheinungsjahr spiegelt diese Auflistung die Geschichte der Fachliteratur im Bauwesen wider, von der Erfindung des Buchdrucks bis in die heutige Zeit.

Für alle die an der Geschichte der Bautechnik interessiert sind, schließt sich mit Stiglats Buch eine Lücke. "Bücher sind Brücken" bietet nicht nur einen interessanten und kurzweilig erzählten Überblick über 400 Jahre Bauingenieurwesen, sondern auch eine detailreiche und nahezu vollständige Datenbank der zugehörigen Fachliteratur.

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© Dipl.Ing. Bernd Nebel